Sunday, October 15, 2006

Bienvenidos a San Theodoros

Thanks ImageShack!Thanks ImageShack!Heute waren Präsidentschaftswahlen hier zum Wählen des 8ten Präsidenten innerhalb von 10 Jahren. Nicht unerwartet kommt es zu einem 2ten Wahlgang. Eher unerwartet sind hingegen die beiden Kandidaten, die es in den 2ten Wahlgang geschafft haben: Tapioca und Alcazar :-)

Na ja, jedenfalls zeigt das Resultat, dass Ecuador immer noch einen langen Weg vor sich hat, und man ertappt sich dabei, die Demokratie für solche Härtefälle in Frage zu stellen.

Wie erwartet, hat's der Mini-Chavez Rafael Correa in den 2ten Wahlgang geschafft, allerdings den momentanen Hochrechnungen zufolge nur auf den 2ten Platz hinter dem eher unerwarteten Alvaro Noboa, der in den letzten Umfrageergebnissen eher auf dem 4ten Platz angesiedelt wurde, es aber dank einer kurzen, aber am besten finanzierten Wahlkampagne (Er ist der reichste Ecuadorianer und einer der reichsten Südamerikaner, Wert: 1200M$, kontrolliert allein 10% vom Bananenweltmarkt und war bereits 1998 und 2002 im 2ten Wahlgang dabei) in den letzten 3 Wochen geschafft hat, alle zu überholen. "Man" (unter anderem ich) hat eigentlich erwartet oder gehofft, dass es Leon Roldos oder Cynthia Viteri schaffen, und dass diese dann eventuell bis zum 2ten Wahlgang noch an Profil zulegen könnten. War nix, diese beiden wurden sogar vom Bruder des Ex-Turnlehrers, Ex-Putschisten und Ex-Präsidenten Lucio, Gilmar Gutierrez, überholt und liegen auf Platz 4 respektive 5.

Für leider eine Minderheit heisst's nun entscheiden, welches das kleinere Uebel ist. Die Mehrheit wird - wie im ersten Wahlgang - entweder für den der am lautesten rumbrüllt (Correa) oder den der am meisten Liebli verteilt (Noboa) stimmen.

Angesichts solchem kann man die Guayacos verstehen, die manchmal den Rest von Ecuador am liebsten loswürden. Da arbeitet man hart dafür, dass mal was wird aus diesem Land und dann wählen die Globivögel in der Provinz (die jeden Tag ab 15h auf dem Volleyplatz rumlümmeln oder Karten spielen) wieder den nächsten Schlaumeier, der ein Jahr in seinen Sack wirtschaftet, bis er von den gleichen, die ihn gewählt haben, zum Teufel gejagt wird und sich gemütlich in seine Villa in Panama oder Miami zurückzieht.

Vermutlich wird es Noboa am 26.11. schaffen. Seit Eloy Alfaro vor fast hundert Jahren gestürzt wurde, wurde Ecuador abwechselnd von der Oligarchie oder vom Populismus beherrscht. Mit Alvaro Noboa geht's in diesem Sinne weiter, nur dass er die Effizienz gesteigert hat, indem er selbst ein populistischer Oligarch ist und diese beiden "Regierungsformen" sozusagen vereint. Vermutlich wird er die Stimmen der wirtschaftsliberalen Bourgoisie von Guayaquil ebenso wie mangels alternativen jene der linksliberalen Bildungsbürger von Quito erhalten. Correa hingegen hat sein Wählerpotenzial ausgeschöpft, kann höchstens noch vom Gutierrez-Lager Stimmen erwarten - ausser, er besinnt sich und distanziert sich in den nächsten Wochen wieder von Chavez und relativiert radikale Positionen wie z.B. die Wiedereinführung einer eigenen Währung (Was vermutlich jeder Präsident gerne möchte, selber Geld drucken ist so was von praktisch, wenn man an der Macht ist, für die ecuadorianische Wirtschaft wärs hingegen sehr ungesund).

Schade ist, dass das Land damit wieder etwa am selben Punkt ist wie 1996, 1998 und 2002 und wie in San Theodoros wird sich somit kurzfristig auch hier wiedermal nichts wirklich ändern.

Tuesday, October 10, 2006

Statistik

Am Wochenende war ein Artikel zur Sicherheit im "El Universo", inklusive Statistik. Auf das habe ich schon lange gewartet und hab' natürlich sofort einen entsprechenden Vergleich mit Downtown Switzerland gemacht. Das ganze ist vermutlich nicht komplett korrekt (ist ja eben 'ne Statistik), dennoch glaub' ich behaupten zu dürfen, dass Guayaquil im internationalen Vergleich gar nicht so unsicher ist, wie die Nachbarn hier immer behaupten.

Die Bevölkerungszahlen sind von 2004 (Zürich Stadt: 367k, Guayaquil Stadt: 2189k), die Kriminalitätsstatistik für Zürich ist von 2005, die Zahlen für Guayaquil sind für 2006 (Jan .. Sept auf 12 Monate hochgerechnet).

Resultat (pro Jahr, pro 10k Einwohner):

Entreissdiebstahl und Raub: Zürich 25 Guayaquil 12
Einbruch: Zürich 170 Guayaquil 8
Autodiebstahl: Zürich 9 Guayaquil 10
Vergewaltigungen: Zürich 3 Guayaquil 0.7
Morde: Zürich 0.7 Guayaquil 2

Bei der Einbruchstatistik vergleiche ich entweder die falschen Zahlen oder man muss bei der Zürcher Zahl noch die 90% Versicherungsbetrug abziehen (gibts hier nicht, da kaum jemand irgendeine Versicherung hat, geschweige denn eine Diebstahl- oder Hausratversicherung).

Die 3 mal höhere Mordrate ist zwar nicht überraschend, aber natürlich nicht sehr angenehm.

Wie zuverlässig die Zahlen für Guayaquil sind, ist schwer einzuschätzen (dasselbe gilt natürlich für die Zürcher Zahlen auch), wobei davon auszugehen ist, dass wenn die Zahlen bewusst falsch wären eher übertrieben würde, da Guayaquil regelmässig beim Staat nach mehr Unterstützung bei der Verbrechensbekämpfung ruft.

Alles in allem darf man sicher sagen: Nicht schlecht für eine sogenannte Drittweltmillionenstadt im Vergleich zum Gewinner der Mercerstudie 2006.